Montag, 30. Juni 2025

Das Männerhaus und die Stadtplanung ins Blaue

 

 


Das Männerhaus und die Stadtplanung ins Blaue

Ein paar erste Früchte meiner 2025er Tippeltour im Burscheider Wahlkreis 7 und der Umgebung:

Männerhaus, Berliner Kissen und ein Kreisel

In Bornheim gehe ich mit Gany – Schäferhund- oder Husky-ähnlicher Canide mit dem Migrationshintergrund Teneriffa – auf Suche nach sog. Unterstützungs-Unterschriften. Längeres Gespräch über die jugendgefährdende Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“, die uns über unsere Tochter über Jahrzehnte Haustiere eingebracht hat. Zugeben: Das hat uns gut auf Trab gehalten. Über (früher) heimatlose Tiere kommen wir rasch auf „Männer, die Schutz und ein neues Zuhause bräuchten“ 😉Also: vielleicht ein Männerhaus für Burscheid. Angemerkt: In Ansätzen gibt es das ja schon, mit dem unter mehreren Aspekten sehr verdienstvollen Burscheider Reparatur-Café. Und, genau das will ich auch aus stadtplanerischen Gründen sehr, sehr unterstützen: Unser Reparatur-Café im Rahmen des TriCafé soll ja, wenn alles weiter gut geht, im kommenden Jahr in die untere Hauptstraße umziehen, in das traditionsreiche Kramer-Haus zwischen Bücherei und Gemeindehaus. Dann sogar zusammen mit einem weiteren und bei uns völlig neuen Highlight – einem (auf Neudeutsch) Maker-Space an der Stadt-Bücherei, der einige interessante, aber für uns Normalverbraucher meist zu teure Kreativ-Werkzeuge anbieten wird: Etwa einen 3D-Drucker zum Selbst-Ausprobieren! Und pardon, das ist dann natürlich nicht Männersache, sondern die der Mädchen & Frauen ebenso. Letztere könnten sich dann etwa auch Ihren Gatten nachdrucken, im gut zu transportierenden HO-Maßstab… Und wie gesagt: Eine phantastische Perspektive für unsere „Alte Mitte“, die ja seit langem unter Schwindsucht litt. Der durch eine „Neue Mitte“ in der Montanusstraße weiter das Licht genommen werden könnte.

Das Verrückte ist: Unser traditioneller Siedlungskern – Kirchenkurve und untere Hauptstraße - und die Frage, wie das alles wieder wachgeküsst werden könnte, das war ein zentrales Argument dafür, überhaupt einen größeren Wurf für die Stadtentwicklung zu wagen, war der Ausgangspunkt für das sehr vielgestaltige „Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Burscheid 2025“, das der Projektentwickler ASS aus Düsseldorf detailliert ausgearbeitet hat. Man kann dies live und in Farbe als pdf auf der Internet-Seite der Kommune finden = https://www.burscheid.de/portal/seiten/stadtentwicklung-900000126-40230.html# . Und wenn man da nachblättert, dann findet man die Sanierung genau dieses Stadtteils im IEHK sogar als zuallererst ausbuchstabiertes und ab 2018 zu realisierendes Handlungsfeld, auf den Seiten 136ff, wo die konkreten IEHK-Maßnahmen beginnen, und auf S. 184, 190f, wo die Kosten dazu kalkuliert sind. Aber: eider, leider ist heute das ganze schöne Fördergeld für das IEHK bereits anderweitig ausgegeben oder fest verplant, etwa auch zur Vorbereitung der „Neuen Mitte“ in der Montanussstraße. Warum, wie und wann sich die Prioritäten hier so massiv verändert haben, das hat bisher niemand den Bürger*innen erklären wollen. Auch wenn es im IEHK auf S. 182 recht treuherzig heißt:

Die Sachstände einschließlich der Kosten müssen während des Realisierungsprozesses sukzessive aktualisiert und in den politischen Gremien und mit der Bürgerschaft diskutiert werden. Es bleibt auch weiterhin ein demokratischer Prozess“ (Hervorhebungen von mir; eine entsprechende Bürger-Info hat es zum Absetzen der Altstadt nie gegeben).

Bei mehreren Gesprächen in Kuckenberg, u.a. bei dem famosen pop-up Hoffest der Meinhardts und Filters an Kuckenberg 54/54a am 18.6.2025 (danke, das braucht das Dorf!) kam die Sprache auf ein oder mehrere Krefelder oder Berliner Kissen in Kuckenberg, also leichte Polster / Schwellen auf der Fahrbahn – sie ist hier gleichzeitig auch Fuß-/Radweg und Kinderspielplatz – die an die schon vor Jahrzehnten nach einigem Quälen eingerichtete Tempo-30-Zone erinnern sollen. Zu den beträchtlichen mentalen Hindernissen siehe noch unten unter „Stadtplanung ins Blaue“. 

In Neuenhaus erinnerte ein in langjährigen, bis heute leider erfolglosen Dialogen gestählter Bürger an die besonderen Risiken der Kreuzung der Straße nach Opladen mit der Industriestraße / Dierather Straße und den hier seit Jahrzehnten breit geforderten Kreisverkehr – man stünde da leider am Ende einer aussichtslos langen Schlange anderer Verkehrsprojekte. Tja, und hier kann man wirklich mit dem Kopf schütteln. Zwischenzeitlich hatte man mal – auf Einwirken des Kreises – sogar die zulässige Geschwindigkeit im Kreuzungsbereich von 50 km/h auf 70 erhöht – bei einer schlecht einsehbaren und durch die Schule Dierath in Intervallen stark belasteten Kreuzung! Zumindest das konnte nach umfangreichen Protesten nach immerhin zwei Jahren revidiert werden, siehe etwa https://uliswahlblog.blogspot.com/2009/08/das-vaterlose-schild-und-die.html

Besser keine Planung ins Blaue!

Am 24.6.2025 im Burscheider Stadtentwicklungsausschuss / StEA: TOP Ö1 ist dort wie in allen Ausschüssen die sogenannte Einwohnerfragestunde; man kann das nach Kräften für den Dialog nutzen. Zwei Punkte interessieren mich besonders – TOP Ö5 zum in Hilgen auf der Fläche des Hotel Heider geplanten neuen Discounter = LIDL, dort insbesondere die jeweils nach § 11 Abs.3 BauNVO erforderlich Verträglichkeitsanalyse. Und dann noch der prinzipiell sehr begrüßenswerte Antrag des BfB unter  TOP Ö6, einen Gehweg zwischen Herkensiefen und Paffenlöh herzustellen, übrigens ein jahrzehntealter running gag der Stadtplanung, der immer und immer wieder am Widerspruch eines Grundeigentümers gescheitert sein soll.

Zu TOP Ö5 / Verträglichkeitsanlayse für einen neuen LIDL-Markt 

weise ich auf die wiederholten und deutlich warnenden Hinweise des Gutachtens auf die bereits heute im Bundesvergleich weit überdurchschnittlichen Verkaufsflächen für Nahrungs- und Genussmittel hin (mit LIDLneu werden wir bei den Discounterflächen satte 206% der bundestypischen Fläche erreichen) und auf den bereits prognostizierten weiter intensivierten Wettbewerb (z.B. S. 28f, 34f, 36f, 40; die Datei ist im Angebot der Kommune herunterzuladen) und auf die ggf. negativen Auswirkungen auf öffentliche Kassen. Nach Reaktion des Beigeordneten wisse man nicht (!), ob dies auch für Burscheid nachteilig sein werde; die Firmen hätten halt vielfältige Möglichkeiten, Steuern zu vermeiden oder zu manipulieren. Fakt bleibt allerdings: Die Firmen betreiben eine aggressive Politik der Flächenerweiterung (siehe ausdrücklich auch Analyse S. 25), nach den angebots- und nachfrageseitigen Faktoren besteht kein Grund für weitere Flächen in Burscheid (Analyse S. 26) und irgendjemand muss eine so sinnfreie Investition amortisieren – da wir nicht mehr essen und trinken wollen werden oder dies nicht bezahlen können, landet der millionenfache Aufwand am Ende in jedem Fall in den staatlichen Kassen. Und damit bei uns allen, ohne Gegenwert.

Zu TOP Ö6 / Fußweg nach Paffenlöh

bitte rege ich eine systematische Analyse der für Fußgänger / Radfahrer ggf. kritischen Infrastruktur im Stadtgebiet an, nach dem sehr vernünftigen ADFC-Motto einer möglichst "fehlerverzeihenden Infrastruktur". Als Negativ-Beispiel weise ich auf die immerhin erst nach 1945 angelegte (!) Straße „In der Dellen“ hin. Diese eng besiedelte Straße bietet anstelle von Bürgersteigen nur Kleiderbügel-breite „Notstege“, völlig ungeeignet für Kinderwagen, Rollatoren oder ähnliche Hilfen. Sich dort an den parkenden Autos vorbei zu schlängeln, das kommt nach meiner mehrfachen Erfahrung einer Mutprobe gleich. An anderen Stellen wie etwa in Kuckenberg etwa (s.o.) mag es sehr sinnvoll sein, den selbstbewusst vorwärts strebenden Verkehr durch Kissen oder sonstige Formen der Fahrbahngestaltung an Vorsicht, Umsicht und Rücksicht auf die Schwächeren zu erinnnern.

Leider konnte und wollte die Kommune hinsichtlich einer Strategie keinerlei Hoffnungen machen. Nein, so sagte der Beigeordnete, „Planungen ins Blaue“, das wäre nicht das Ding der Stadt. Man mache eben immer dann etwas, wenn man sich – etwa wegen anstehender Reparaturen – ohnehin mit den jeweiligen Punkten beschäftigen müsse (!). Das ist so ziemlich das genaue Gegenteil reflektierten und nachhaltig geplanten Verwaltungshandelns, nicht wahr? Und ziemlich genau: "aus der Hand in den Mund". Ohne Prioritäten-Bildung. 

Ein klein wenig erinnert fühle ich mich hier an eine vorangegangene Sitzung des StEA, in der die Hochwasserfolgen jener großen Flut erörtert worden waren, die größere Teile von Hamberg bzw. des Forellentals hurtig nach Leverkusen gespült hatte. Nämlicher Vertreter der Stadt hatte damals auf Fragen betroffener Anwohner zur Finanzierung künftiger Vorsorge recht sparsam entgegnet: Wer dort siedele, dem müssten die Risiken von Tallagen doch bitte völlig bewusst sein. Das mag sein – und doch hat sich in den vergangenen 50 Jahren sehr viel verändert, das eine systematische Analyse und entsprechende gemeinschaftliche Vorsorge rechtfertigen würde. Es geht hier – wie auch an anderen Stellen – eher um Problemstellungen der Allmende als um solche des Privatbesitzes. 

Allerdings hat die Einlassung viel von einer bedeutenden Strömung im US-amerikanischen Haftungsrecht: „Leave losses where they fall!“ Und spare Transaktions-Aufwand. Der Schöpfer wird’s schon richten 😉

Donnerstag, 5. Juni 2025

Rheinische Steuer-Paradiese in Gefahr?

Der Kölner Stadt-Anzeiger macht heute mit zwei Artikeln zu unseren lokalen Steuer-Oasen insbesondere in Leverkusen und Monheim auf - wo ein strategisches Dumping beim Gewerbesteuer-Hebesatz genau den gewünschten Effekt hatte: Schnelle Zuwanderung, wenn nicht gar eine Stampede von steuerpflichtigen Unternehmen dorthin, teils in einfache Briefkästen. Also eigentlich auf dem Papier. 

Und zu Lasten der früheren Standorte, die nolens volens ebenfalls über den Hebesatz nachdenken müssen. Bis dieser dann auf breiter Front nachgegeben hat und niemand mehr etwas davon haben wird - außer Verluste in den kommunalen Bilanzen

Die Landesregierung erwägt, nun den Mindesthebesatz ein wenig anzuheben - das wird allerdings überhaupt nichts an dem seit Jahrzehnten bekannten strukturellen Problem der kommunalen Unterfinanzierung ändern, die ein äußerst ineffizientes Biotop aus staatlicher Städtebauförderung und einem Geflecht aus Projektentwicklern, Architekten, Bauträgern und Gutachtern hervorgebracht haben - und unterfinanzierten Kommunen, die sich in der Not genau diesen Bedingungen unterwerfen müssen. Mit der Folge einer schnell wachsenden und alternden Ansammlung von Einkaufparadiesen jeder Art, gerne auch über den Durst hinaus geplant - schneller, weiter, höher - und in toxischer wechselseitiger Konkurrenz.

Dazu habe ich einen Leserbrief geschrieben:

5.6.2025
Kölner Stadt-Anzeiger
Titelthema „Steueroasen" in der Ausgabe v. 5.6.2025 (Gerhard Voogt: „NRW will Steueroasen austrocknen“ und Gerhard Voogt, Corinna Schulz und Niklas Pinner: „Steueroasen den Kampf angesagt“, S. 1 u. 7, siehe u.a. https://www.ksta.de/politik/nrw-politik/streit-um-gewerbesteuer-schwarz-gruene-sagt-steueroasen-den-kampf-an-1037586 

Was das Land NRW hier anwenden will, das ist dünne weiße Salbe. Und es wird vermutlich eher neue Beschwerden schaffen. Ja, die Steuertricks sind halbseiden, unsozial und sie kannibalisieren die Nachbarschaft! Ganz unbestritten. Aber gerade im Falle Leverkusens sind sie nichts als ein Symptom jahrzehntelanger Fehlsteuerung und Unterfinanzierung, im tagtäglichen Kampf gegen den Strukturwandel.

Was es brauchen würde, aber wozu auch die Bundesparteien und namentlich der Koalitionsvertrag offenbar keine Kraft aufbringen: Eine Steuerstrukturreform, die den Kommunen einen größeren und verlässlicheren Anteil am Kuchen zuweist; die es ihnen erlaubt, sich von der volatilen Gewerbesteuer nachhaltig zu emanzipieren. Finanziert werden könnte und müsste das in wesentlichen Teilen aus der energischen Reduktion von Förderung aus Bundes- und insbesondere Landesprogrammen. Gerade der unseligen Städtebauförderung sollte es an den Kragen gehen: Sie beschert zwar bestimmten Branchen exklusive Vorteile, verführt aber die  hungerleidenden Kommunen zu einem aberwitzigen Wettrennen: Um zu wenig bedarfsgesteuerte und zu kurzlebige Malls, Outlets, Superstores und dergleichen mehr, um die sogenannten "städtebaulichen Herausstellungemerkmale" 

Kommunale Selbstverwaltung braucht die auskömmliche und selbstbestimmte Finanzkraft – und hier in den Kommunen berühren die Bürger*innen den Boden. Oder die Schlaglöcher.

P.S.
Wenn der Koalitionsvertrag das Kapitel 4.3 (ab Zeiten-Nr. 3609) mit „Kommunen, Sport und Ehrenamt überschreibt, so nennt er, sicher unwillentlich, ein weiteres Symptom: Das Ehrenamt hat vor Ort heute die typische Funktion eines Notstopfens. Es muss  – nota bene ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsformen – den Lebenswert der Kommunen bestmöglich kolorieren und aufrechterhalten. Die Aussagen des Abschnitts 4.3 zur Stabilisierung der kommunalen Finanzen bleiben nach dem Sprachcode des KV dagegen i.d.R. auf Absichtserklärungen, Prüfvorbehalte und unverbindliche Ausblicke beschränkt.


Mittwoch, 4. Juni 2025

Kommunalwahl 2025 in Burscheid - Mach mit und hol' Dir einen Wahlbezirk!

 

URL dieser pdf = https://www.vo2s.de/bu25_auftakt.pdf

 


 

Kommunalwahl 2025
Abwechslung für Burscheid / Hol Dir Dein Ehrenamt auf Zeit!

Am 14. September wählen wir sie wieder – u.a. die Mitglieder des Stadtrats und die Bürgermeisterin. Oder den Bürgermeister. Auf dem Wahlzettel für den Stadtrat werden naturgemäß viele Vertreterinnen und Vertreter der Parteien stehen, manche seit Jahrzehnten. Und als Bürgermeister-Kandidaten werden nach heutigem Stand antreten: Amtsinhaber Dirk Runge, unterstützt durch CDU und BfB, sowie Ralph Liebig aus der SPD als sein Herausforderer.

Aber: Wenn Sie mit Freude mitmachen, dann können wir es reicher, bunter und bürgernäher gestalten, garantiert. Ich stelle mir vor: Für jeden der 16 Burscheider Wahlbezirke – die genaue Einteilung mit Stand November 2024 finden Sie im Internet-Angebot der Stadt Burscheid hier – meldet sich nun mindestens jeweils eine unabhängige Bürgerin oder ein Bürger. Das geht verblüffend einfach: Pro Kandidatur brauchen nur fünf andere Bürgerinnen/Bürger auf je getrennten Unterstützungsvordrucken ihren Namen und die Adresse eintragen (für etwaige Überprüfung, dass kein fake vorliegt) und unterschreiben. Sie sagen damit aus: „Eine zusätzliche Kandidatin oder einen Kandidaten finde ich angebracht“. Mehr nicht, es liegt kein Wahlversprechen darin. Jeder darf für jede Wahl nur einmal unterstützen – damit daraus keine Industrie wird.

Die passenden Vordrucke bekommt jede/jeder vom Wahlamt, mit dem eigenen offiziellen Wahl-Bausatz; für‘s Wahlamt siehe Burscheids Internet-Seite unter dem Suchwort „Kommunalwahl“. Und dann dürfte es für alle, die ab und zu mit offenen Augen und Ohren durch die Nachbarschaft laufen, kein ernstes Problem sein: Binnen eines Nachmittags werden die meisten diese fünf Stimmen im Kasten haben. Bis spätestens zum 7. Juli um 18:00h sind dann diese fünf (oder auch mehr) Zustimmungen beim Wahlamt abzugeben; ein paar Tage früher kann zur Prüfung und etwaigen Korrektur nicht schaden. Das war’s. Und schon stehen Sie auf dem Wahlzettel. Dort zwar am Ende, nach alter Väter Sitte firmieren die „gewöhnlichen Verdächtigen“ halt noch darüber. Aber Sie sind am 18. September gut mit von der Partie,
ganz ohne Partei!

Warum aber überhaupt kandidieren? Was hilft’s?

Als Mitbewerber/in stellen Sie Ihre Fragen schon in der Vorwahlzeit mit mehr Öffentlichkeit und bitten mit einem größeren Resonanzboden um Rechenschaft für die ablaufende Ratsperiode, speziell zum Nutzen für Ihren konkreten Wahlbezirk. Sie können eigene Fragen und Perspektiven einbringen, können sich mit Bürger/innen vernetzen, die in eine ähnliche Richtung denken.

Und: Skeptische Fragen sowie neue Strategien sind seit der letzten Wahl sehr angebracht. Das „Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Burscheid 2025 / IEHK 2025“ sollte genau jetzt sichtbare Früchte tragen. In der Realität sind aber zu viele Vorhaben offen, manche sind gescheitert, wesentliche Teile wurden mit sehr ungewisser Zukunft ausgeklammert, namentlich die Entwicklung unserer historischen Altstadt. Massives Steuergeld ist bereits in die Vorbereitung des „Montanus-Quartiers“ bzw. einer „Neuen Mitte“ in der Montanusstraße geflossen. Aber ein Baubeginn dort und erst recht das Datum erster Inbetriebnahme bleiben völlig ungewiss. Und die Bürgerbeteiligung dazu – leider eher pro forma und ohne Nachhall.

Was tun, von 2025 bis 2030?

Im Folgenden einige Punkte, die mir und vermutlich auch anderen Bürgerinnen und Bürgern am Herzen liegen. Ihnen fallen sicher noch mehr davon ein; davon höre ich sehr gerne.

1.      Fünf ereignisreiche Verwaltungs-Jahre bilanzieren
Nüchterne Rechenschaft, seitens der Verwaltung und seitens des Rats: Was hatte man für die ablaufende Periode geplant, gerade im Rahmen der Stadtentwicklung? Was hat man gelernt? Was folgt dann für die weitere Entwicklung? Oder: What’s new, what’s different?

2.      Planungssichere Kommunalfinanzen fördern
Burscheid sollte eine Initiative zur Reform des kommunalen Finanzaufkommens vorantreiben und die Abhängigkeit von Förderstrukturen mindern. Im aktuellen Bundestagswahlkampf haben die Parteien der Problematik erneut keinerlei Priorität eingeräumt; konsequent unentschlossen bleibt auch der aktuelle Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ v. 5.5.2025 in seinem Kapitel 4.3 „Kommunen, Sport und Ehrenamt“ und auf bloße Willensbekundungen beschränkt (bei Zeilen-Nr. 3630). Für unsere Kommune sind Perspektiven und eigene finanzielle Bewegungsmöglichkeiten inzwischen wieder stark eingetrübt.

3.      Bürgerinnen und Bürger planen lassen
Burscheid sollte in seinen weiteren Planungsprozessen den eigenständigen Entwurf seiner Bürgerinnen und Bürgern zur Stadtentwicklung und Stadtentfaltung fördern, nach dem erprobten Modell des Bürgergutachtens. Den Auftakt kann die Sanierung der Altstadt bilden bzw. das dafür noch zu erarbeitende „Integrierte Stadtentwickungs-Konzept Burscheid 2030 / ISEK 2030“, das wegen des vorzeitigen vollständigen Aufbrauchens der IEHK-Förderung erforderlich wurde. Die Begleitung durch das Düsseldorfer Büro Architektur.Stadtplanung.
Stadtentwicklung / A.S.S.
kann i.J. 2025 auslaufen.

4.      Daten-Übersicht auflegen
Die Stadt sollte regelmäßig fortgeschrieben eine Übersicht kommunaler Strukturdaten veröffentlichen (z.B. Finanzen, Einwohner, Wirtschaftsstruktur, Wohnraum, Versorgung mit Schul- u. Kindergartenplätzen, Klimadaten), um kommunale Planungsziele und den Ressourceneinsatz nachvollziehbarer und debattenfähiger zu gestalten und um Ziele fortlaufend aktualisieren zu können.

5.      Fehlerverzeihende Infrastruktur
Burscheid hält für Radler & Geher zu viele Risiken bereit. Ein Selbsttest: Sie leihen sich einen Kinderwagen, einen Rollator oder ein Kind und machen damit 100 Meter auf der schönen Straße „In der Dellen“. Ein Albtraum für jung bis alt: Kein Bürgersteig, nur ein kleiderbügelbreiter Notsteg. Und viel ruhender und fahrender Verkehr. Solche Gefahrenstellen gibt es zuhauf, gerade in der neugestalteten (!) mittleren Hauptstraße. Oder in Herkensiefen. Dito: fehlende Barrierefreiheit, selbst bei ganz frischer (!) Anlage wie im Falle der neuen Rampe zur Hauptstraßenbrücke. Und, und, und. Systematisch erfassen und abarbeiten!

6.      Schwamm-Region aktiv angehen
Die Kommune sollte insbesondere mit Unterliegern wie Leichlingen und Leverkusen grenzübergreifende Konzepte zur Abmilderung von extremen Witterungsereignissen erarbeiten. Gleichzeitig kann Burscheid sein Hitzeschutzkonzept, das durch die IEHK-Planungen bereits in Teilen überholt ist, mit dem Ziel eines integrierten Klimakonzeptes aktualisieren.

7.      Trimmpark umziehen
Der neue Trimmpark an der Balkantrasse ist eine hammerharte Fehlplanung; sie fordert einzelnen Bürgerinnen und Bürgern ein dauerhaftes Sonderopfer ab, an 365 Tagen im Jahr: Unmittelbar hinter den Balkons eines neu erbauten Wohnhauses in der Montanusstraße wurden große Turn- und Trimmgeräte installiert, die anfangs für das Umfeld des Jugendzentrums Megafon vorgesehen waren. Die Gerätschaften sollten unverzüglich an den zunächst geplanten Standort umziehen, mit dem dort entscheidend geminderten Risiko von Lärmemissionen zu Lasten Dritter.

8.      Balkantrasse unverzüglich freigeben
Seit bald zwei Jahren ist die Balkantrasse für den etwaigen Aufbau der „Neuen Mitte“ unterbrochen, mit einer irregeleiteten Umleitung insbesondere aus Richtung Wermelskirchen, ein Schrecken für radfahrende Familien, dito für Behinderte. Die Stadt sollte die inzwischen verschwenkte und im Wesentlichen auch wieder befestigte Trasse – sie hatte diese mit erheblichem Aufwand als inner- und interkommunalen Verbindungsweg angelegt und beworben – so schnell wie möglich wieder eröffnen. Was derzeit de facto vorliegt: Die langfristige nicht abgegoltene Sondernutzung einer öffentlichen Infrastruktur.

9.      Wohnen bei Montanus
Die Stadt sollte jede Chance nutzen, anstelle der offensichtlich problematischen Realisierung eines großen Einkaufszentrums („Montanus-Quartier“) nun an gleicher Stelle den sehr knappen stadtnahen und bezahlbaren Wohnraum zu planen. Gleichzeitig kann eine kritische Verdichtung und eine zusätzliche ökologische Belastung vermieden werden, nämlich das deutliche Vergrößern des in unserem Hitzeschutz-Konzept bereits identifizierten Burscheider Hotspots Nr. 2.

10.  Vollsortimenter für Hilgen! Hurra?
Definitiv kein Hurra! Burscheid ist mit Verkaufsflächen der Sparte Nahrungs- und Genussmittel (N&G) nach den vorliegenden Gutachten zu mehr als einem Fünftel übersättigt. Jeder weitere Quadratmeter bringt nicht etwa neue Steuern, sondern er kostet sie: Denn gerade mit Steuer-Rabatten – und mit den bei gesättigter Nachfrage notwendig aufkommensmindernden Umsatzverschiebungen – damit finanzieren sich Investoren bzw. Projektentwickler. Das ist das simple Geschäftsmodell; diese großen – überdies klimarelevanten – Konstrukte fallen eben nicht einfach aus dem Himmel. Planung braucht Maß, wie schon Erhardt wusste. Gerade Burscheid muss sehr intelligent Maß halten, siehe auch die Vorbemerkung und die Nrn. 2 u. 9.

11.  Mehr Licht!
Das noch in 2025 zu eröffnende Kultur-Forum sollte einnehmend geweißt werden. Schwarz ist keine Farbe, schon gar keine Farbe der Kunst. Zumindest bitte die nachtschwarzen Lichtschächte ins Untergeschoss mit hohem Albedo streichen! Damit möglichst viel natürliches Licht in die Übungsräume bedauernswerter Musikschüler fließt. Wenn dann noch die arg großmäulige und kleintürige Straßenfront des Forums mit ein paar Fenstern und mit mehr einladender Transparenz aufgelockert werden könnte – es wäre kein Nachteil.

12.  Freiwillig: zwei Ratsperioden
Um die demokratische Teilhabe weiterzuentwickeln und mehr Bürgerinnen und Bürger für öffentliche Verantwortung zu aktivieren, sollten sich die gewählten Ratsmitglieder freiwillig auf maximal zwei Ratsperioden in Folge beschränken. Nach etwas Umgewöhnen geht das leicht – und es fördert die politische Konvektion. Es ist ja auch niemand gezwungen, am Sessel zu kleben.


 

Verfahren & weitere Vernetzung

Ich werde mich um die Vertretung „meines“ Wohnort-Wahlbezirks bewerben; das ist der Bezirk 7, der von Nagelsbaum bis in den untersten Bereich der Hauptstraße reicht, incl. z.B. Grünscheid, Imelsbach, Industriestraße, Kuckenberg, Massiefen und Nagelsbaum. Auf den Wahlzettel für diesen Bezirk werde ich kommen können, vielleicht auch noch andere (s.o.).
Wer vor dem 14. September mitmachen und mitsprechen will: Gerne! Sei es mit der sehr empfehlenswerten eigenen Kandidatur, sei es mit ergänzenden oder alternativen Sach-Punkten. Ich stimme mich sehr gerne mit Ihnen ab, helfe auch mit, für einen neuen Stadtrat mit breitem Spektrum.

Ob ich zudem noch die deutlich sportlicheren 200 Unterschriften für die Bürgermeister-Wahl zusammen bekomme, das steht in der Sternen. Mein weiteres Problem ist: Den derzeitigen Amtsinhaber schätze ich, sowohl fachlich als auch persönlich. Sagen wir es so: Der Weg ist das Ziel. Und veritable Konkurrenz belebt in jedem Fall das politische Geschäft!

Wenn es die richtigen Alternativen sind.

Mit kommunal-freundlichen Grüßen
Burscheid, 28. Mai 2025

Ein Bild, das Handschrift, Schrift, Kalligrafie, Typografie enthält.

KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

Dr. jur. Karl Ulrich Voss
Kuckenberg 34, 51399 Burscheid, Tel. 02174 / 8791, mobil 01577 / 546 4230
www.vo2s.de   |   uli@vo2s.de   |   uliswahlblog.blogspot.com

 


P.S. / ergänzende Quellen

-  kurz der Plan https://www.vo2s.de/bu25.pdf

-  zur Person https://www.vo2s.de/0010voss.htm

-   Leser-Briefe an die Kommune  https://www.vo2s.de/bu_leser.htm

-   meine Stellungnahme betr. „Neue Mitte
https://www.vo2s.de/bu_2023-07-21_schr-voss_bbp97.pdf

-   meine Stellungnahme zum ISEK-Auftakt am 5.9.2024
https://vo2s.de/bu_2024-09-10_schr-voss_isek.pdf

-   diverse Posts auf meinem o.g. Blog,
u.a. zur Vorgeschichte der arg schrägen Hauptstraßen-Rampe
= https://uliswahlblog.blogspot.com/2020/09/qual-dich-du-sau.html

P.P.S.
Bild ganz oben: 
Impression vom Beethoven-Tag in Burscheid am 25.9.2021