Aber warum trage ich eigentlich die Nr. 23, ganz am Ende unten links?
Auf den ersten Blick völlig klar: Addieren wir die Einzel-Ziffern meines Geburtsdatums, dann ergibt sich aus 1+1+5+1+9+5+1 natürlich was? Eben: Genau 23. Aber wie manche schöne erste Theorie, die das Überraschende für hoch signifikant hält, hat auch diese Vermutung Probleme mit weitergehenden reality checks, nämlich: Die Direktkandidaten mit den Startnummern 4 und 5 sind zwar tatsächlich noch vergleichsweise jung und frisch, sie dürften aber nach der oben vorgeschlagenen Regel nicht mal volljährig bzw. passiv wahlberechtigt sein. Und noch ärger wäre es bei den Nummern 2 und 3: Diese Bewerber müssten nach dem genannten Algorithmus mehr als 1000 Jahre Erfahrung auf dem Buckel haben - das würde sie zwar besonders auszeichnen, aber das erreicht nicht mal der amtierende Alterspräsident des Bundestages, der liebe Herr Dr. Riesenhuber. Und bei der Nr. 1 müssten wir schon komplexe Hilfsannahmen zu Rate ziehen (wie seinerzeit die Epizyklen, die das geozentrische Weltbild noch ein paar hundert Jahre am Leben hielten), etwa eine Subtraktion von Einzelziffern wegen einer vorchristlichen Geburt, was gerade bei einem christdemokratischen Bewerber nicht überzeugen kann. Damit führt die anfängliche Theorie wohl leider in eine Sackgasse und muss bis auf Weiteres beiseite gelegt werden. Obschon: Einerseits nimmt die Bibelforschung heute überwiegend und wohl ganz richtigerweise an, Dionysius Exiguus - Vater unserer Zeitrechnung - hätte doch nicht so ganz genau gemessen, eher zu kurz. Und andererseits könnte man ja das christliche Zeitalter ohnehin um den einen oder anderen Propheten verlängern, namemtlich um Jochanan aka Johannes den Täufer, aus desssen Schatten Jehoschua aka Jesus erst einmal heraustreten musste. Nun ja, das alles bleibt doch ein wenig spekulativ, fast esoterisch und kann das säkulare Wahlrecht wohl auch nicht ohne Streit und Unfrieden erklären.
Aber wie kommt die 23 nun wirklich zustande? Kurz zusammengefasst: Wegen der Leernummern - und weil die Bundesrepublik halt aus der Perspektive des Wahlrechts kein Bürger-Staat, sondern ein Parteien-Staat ist. Dazu wollen wir uns die maßgeblichen Vorschriften, die pfleglichst das bereits Bewährte bewahren und weiter tragen, näher ansehen und dann den Wahlzettel nochmals lesen. Sedes materiae, wie der Jurist zur weiteren Vernebelung gerne sagt, sind § 30 Abs. 3 des Bundeswahlgesetzes und § 38 der Bundeswahlordnung. Nach § 30 Abs. 3 Bundeswahlgesetz gibt es im Grunde drei Schubladen untereinander:
(1) Bei der letzten Bundestagswahl bereits zugelassene Parteien - in der Reihenfolge der letzten Wahlresultate = beginnt auf dem Wahlzettel mit der CDU und endet mit der PSG:
Und dabei kommen gem. § 38 Satz 2 Bundeswahlordnung auch die bereits genannten Leernummern ins Spiel: Selbst Landeslisten, die im Wahlkreis gar keinen Direktkandidaten präsentieren wollen oder können (in der ersten Schublade sind es im Wahlkreis 100 etwa die Piraten), die erhalten im Geiste einen Zähler bzw. eine Leernummer, sodass sich die Nummerierung der Erststimmen-Bewerber - und konsequent ihr Platz in der linken Spalte des Stimmzettels - tatsächlich nach der Anordnung der Zweitstimmen-Bewerbungen richtet. Daher die Nr. 23 statt der vom unbefangenen Laien hier zu erwartenden Nr. 8 und mein Platz genau entgegengesetzt der pole position. Platzhase statt Platzhirsch sozusagen.
Also: Wo mich halt keine Partei ihr eigen nennt, insbesondere keine Partei, die 2009 schon mal mit im Geschäft war, stehe ich halt am Ende – und neben mir herrscht die blanke Leere des outer space. The void that exists between celestial bodies.
Revolutionen sind bei uns nun mal nicht angesagt. Berthold Kohler hatte mal mit aufrichtigem Erstaunen in einem Kommentar für die Frankfurter Allgemeine bemerkt (F.A.Z. v. 22.5.2003, S.1 -bko.-), und da wären wir auch gleich wieder bei einem meiner Lieblingsthemen:
Also: Wo mich halt keine Partei ihr eigen nennt, insbesondere keine Partei, die 2009 schon mal mit im Geschäft war, stehe ich halt am Ende – und neben mir herrscht die blanke Leere des outer space. The void that exists between celestial bodies.
Revolutionen sind bei uns nun mal nicht angesagt. Berthold Kohler hatte mal mit aufrichtigem Erstaunen in einem Kommentar für die Frankfurter Allgemeine bemerkt (F.A.Z. v. 22.5.2003, S.1 -bko.-), und da wären wir auch gleich wieder bei einem meiner Lieblingsthemen:
'Schon Strucks Feststellung im Dezember, die
Sicherheit Deutschlands müsse auch am Hindukusch verteidigt werden, war
angesichts der langen Tradition deutscher Selbstbeschränkung auf die reine
Landesverteidigung so revolutionär, dass man sich fragen muss, ob es schon
deswegen keine Revolutionen in Deutschland geben kann, weil niemand sie
bemerken will. Die von Struck nun vorgelegten Richtlinien (Anm.: link zum
download der Richtlinien ist hier)
lassen das jedoch nicht mehr zu: Sie begründen und beschleunigen den seit
Jahren laufenden Umbau der Bundeswehr zu einer weltweit nutzbaren
Interventionsarmee.'
Aber wir wollen uns gar nicht grämen. Wir
wissen seit Keller: Die Bibel hat doch Recht. Und wie sagte kürzlich noch der alte Matthäus: Aber viele, die
da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein.
Und natürlich mache ich das Beste aus meinem Los, sichere das Feld der Kandidaten zunächst nach hinten ab und trage dazu eine kleidsame Warnweste,
Und natürlich mache ich das Beste aus meinem Los, sichere das Feld der Kandidaten zunächst nach hinten ab und trage dazu eine kleidsame Warnweste,
mit meiner schon lieb gewonnenen 23 deutlich darauf:
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