Freitag, 10. August 2018

2% oder 4% der Wirtschaftskraft für Waffen?


Die NATO - das bei Weitem größte und stärkste Militärbündnis - will mehr Geld für Waffen ausgeben. Die Bundesregierung leistet bestenfalls hinhaltenden Widerstand. 

2 oder 4% wofür genau? Für mehr, für bessere Waffen? Ich sehe nicht einmal den Versuch eines seriösen Nachweises, dass etwa Afghanistan, Libyen oder der Irak hätten längst nachhaltig stabilisiert werden können, hätten wir nur über bessere militärische Fähigkeiten verfügt. 

Das aktuelle Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr zeigt sich zur Evaluation militärischer Einsätze denn auch nicht systematisch aufgestellt, sondern nebulös und eher verschämt: Beim „Ausbau von Strategiefähigkeit“ … „geht es auch um die Entwicklung (sic!) von Kriterien, die Messbarkeit und Evaluierung ermöglichen“ (Weißbuch 2016, Nr. 4.1, S. 57). Im Klartext: Unsere robusten, raumgreifenden Auslandseinsätze exekutieren wir bis heute zu unbesonnen und unreflektiert. Oder auch: Sie sind kein Beispiel für evidenzbasierte Politikentwicklung.

Wenn die vorgenannten Konflikte eine Herausforderung des Westens waren, dann hätte der Westen diese Prüfung offensichtlich nicht bestanden; wir müssten nun etwas anderes suchen als das ewige „Mehr desselben“. Der collateral advantage eines neuen, achtsameren Weges wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Wir würden weniger weltweite Migration triggern und träten weniger terroristische Hornissennester los. Mich jedenfalls würde das erleichtern.

Anm. zu "Mehr desselben" 
Paul Watzlawick beschreibt in seiner genialen "Anleitung zum Unglücklichsein" eine Beharrlichkeit, die in immer weitere Verstrickung führt, treffend als Syndrom einer doppelten Blindheit: "Erstens dafür, dass die betreffende Anpassung (Bezug: eine früher sinnvolle Überlebensstrategie) eben nicht mehr die bestmögliche ist, und zweitens dafür, dass es neben ihr schon immer eine Reihe anderer Lösungen gegeben hat, zumindest nun gibt. Diese doppelte Blindheit hat zwei Folgen: Erstens macht sie die Patentlösung immer erfolgloser und die Lage immer schwieriger, und zweitens führt der damit steigende Leidensdruck zur scheinbar einzig logischen Schlussfolgerung, noch nicht genug zur Lösung getan zu haben. Man wendet also mehr derselben "Lösung" an und erreicht damit genau mehr desselben Elends." (Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, Piper, 16. Aufl. 1997, S. 28f)