Nach einer Urlaubspause ohne Internet - tut auch mal gut - wieder online, mit einem drei Wochen zurück gestellten Thema, das aber nach wie vor aktuell ist:
Die Sprachförderung an der Montanusschule für Kinder aus Zuwanderungs- bzw. Migrationsfamilien kann weitergehen – und das ist eine zunächst einmal eine sehr gute Nachricht. Auf die Initiative des Burscheider Grundschuldirektors Friedhelm Julius Beucher hatte der Beigeordnete Stefan Caplan erfolgreich die ortsansässige Firma Johnson Controls gebeten, für die wegen des Landesprogramms „KIBIZ“ künftig ausfallende Finanzierung einzuspringen. Hier links zu einem Pressebericht und zu einem Kommentar. So weit, so gut.
Zu einigen noch nicht ausgeräumten Irritationen kam es aber bei einer Veranstaltung am 2.4.2009, als Herr Beucher mit Eltern der einbezogenen Kinder diskutierte. Eine Mutter türkischer Herkunft fragte in glasklarem Deutsch, ob im Falle ihres Kindes diese Förderung tatsächlich erforderlich wäre. Herr Beucher entgegnete: „Das ist auch für Sie.“ Auf die angesichts der nicht eindeutigen Äußerung nachvollziehbare Frage der besorgten Mutter „Wie meinen Sie das?“ kam eine schneidige Entgegnung, von der selbstsicheren Rhetorik vieler aktiver Jahre in Amt und Politik geprägt: „Daran, dass Sie mich nicht verstanden haben, könnten Sie erkennen, wie wichtig diese Förderung doch ist!“ Herr Beucher drängte auch darauf, in den Familien viel mehr Deutsch zu sprechen. Dafür müssten sich gerade die Mütter auf den Hosenboden setzen und ein besseres Deutsch aneignen, z.B. an der Volkshochschule.
Von einer anderen Mutter aus einer Zuwanderungsfamilie, hier geboren und bestens integriert, hörte ich: Sie fühlte sich von der nassforschen Antwort ebenso vor den Kopf gestoßen: Ihr Kind spricht fehlerfrei Deutsch – besser als die Generationen zurückliegende frühere Heimatsprache – und ihm fehlt durch die verpflichtenden Sprachkurse (das verstehe ich noch nicht ganz: auf welcher Rechtsgrundlage verpflichtend?) Zeit für den Sportverein und für andere Jugend-wichtige Aktivitäten. Intransparent war für die betroffenen Eltern auch, auf Grund welcher Testmethoden und Testergebnisse solche Sprachkurse obligatorisch werden. Und so wichtig eine ergänzende Sprachförderung auch ist – „Viel hilft viel!“ gilt hier gerade nicht: Es sind dies Sprachförderungsmaßnahmen ausschließlich für Kinder mit Migrationshintergrund. Das kann – wenn es im Einzelfall nicht wirklich indiziert ist – auch zu Gettoisierung, Stigmatisierung und Andorra-Effekten führen: Das Kind nimmt die Einordnung in eine spezielle (nicht gerade ruhmreiche) Schachtel vielleicht zu ernst, es prägt Minderwertigkeitsgefühle und die erwarteten Minderheiten-Eigenschaften besonders aus. Daher ist der Protest der Mütter ernst zu nehmen: Ohne konkrete Notwendigkeit, ohne transparente Testverfahren und -ergebnisse kann ein solches Verfahren Nachteile und Spannungen produzieren. Leider sind die Testmethoden gerade im Vorschulbereich alles andere als trivial, sie sind auch nicht etwa durch jahrzehntelange Forschung abgesichert und sind auch nicht hoch valide. Besser als diese standardisierten, Bürokratie-geneigten Tests, die vieles über einen Leisten schlagen, sind in aller Regel persönliche Einschätzungen von langjährigen Kontaktpersonen sein, z.B. aus dem Kindergarten, gfs. auch aus der Nachbarschaft.
Sonntag, 19. April 2009
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