Derzeit scheint ein Bundeswehrskandal
dem anderen die Türe in die Hand zu geben; viele rufen nach einer Erneuerung der Wehrpflicht.
Aber das wäre aus meiner Sicht nur die halbe Miete – es geht um nichts weniger,
als die Aufgaben der Bundeswehr wieder in der Mitte der Bürger/innen
zurückzutragen; die Kernaufgaben der Bundeswehr müssen wieder unsere Kernaufgaben
werden. Sonst würde es bei den vielen robusten Bewerbern für robuste Missionen
bleiben müssen:
Von einer reanimierten Wehrpflicht
das Ende aller Bundeswehrskandale zu erwarten, das wäre ein realitätsfernes
Überschätzen. Das Problem liegt anders, es hat dennoch mit der Wehrbeteiligung,
eigentlich mit der Kernaufgabe „Wehren“ zu tun. Bereits 1993 warnte eine Studie
des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr davor: Unsere Armee werde
„zunehmend für junge Männer attraktiv, die den demokratischen Prinzipien und Werten
kaum oder gar nicht verbunden sind“. Und da faktisch eine Situation bestehe,
die für Wehrpflichtige die Wahlfreiheit eröffne, nämlich ‚zum Bund’ oder
‚Zivi’, sei damit zu rechnen, dass „auch die anstehenden Wehrpflichtigen ein
höchst problematisches Potential in die Bundeswehr tragen werden“. Das Problem
der Attraktivität für Modernitätsverlierer stelle sich aber nicht nur für die
Wehrpflichtigen, sondern auch und gerade für die Freiwilligen. Daher werde man
bei dem damals bereits diskutierten Übergang zum Freiwilligensystem „hier unter
politischer Perspektive besondere Umsicht walten lassen müssen.“
Zitate aus:
Heinz-Ulrich Kohr, RECHTS ZUR BUNDESWEHR, LINKS ZUM ZIVILDIENST? ORIENTIERUNGSMUSTER VON HERANWACHSENDEN IN DEN ALTEN UND NEUEN BUNDESLÄNDERN ENDE 1992 (SOWI-Arbeitspapier Nr. 77; München, März 1993) = http://www.mgfa-potsdam.de/ html/einsatzunterstuetzung/ downloads/ap077.pdf?PHPSESSID= 92bb8
Heinz-Ulrich Kohr, RECHTS ZUR BUNDESWEHR, LINKS ZUM ZIVILDIENST? ORIENTIERUNGSMUSTER VON HERANWACHSENDEN IN DEN ALTEN UND NEUEN BUNDESLÄNDERN ENDE 1992 (SOWI-Arbeitspapier Nr. 77; München, März 1993) = http://www.mgfa-potsdam.de/
Tatsächlich aber verkümmerte die
Anziehungskraft für Bewerber aus der bürgerlichen Mitte schon Mitte der
Neunziger Jahre in dem Maße rapide weiter, in dem das Aufgabenspektrum und auch
das Einsatzgebiet der Bundeswehr grenzenloser und unkonturierter wurden. Dies
war auch abzulesen an den zwischenzeitlich herausgegebenen Weißbüchern und
verteidigungspolitischen Richtlinien, die im Rahmen der „inneren Führung“ immer
weniger strukturier- und vermittelbar gerieten.
Wenn wir auf dem Weg zur
Bürgerarmee weiterkommen wollen, dann müssen wir die Aufgaben der Bundeswehr
endlich offen gesellschaftlich debattieren, gerade im anstehenden Wahlkampf und
mit allen Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre, dabei auch den Zusammenhang
zwischen Auslandseinsätzen, Destabilisierung und Flucht ausleuchten. Dabei
könnten wir zu Zielen zurückfinden, mit denen sich die bürgerliche Mitte nun
wieder aktiv identifizieren kann – etwa das Wehren bzw. die Verteidigung gegen
einen gegenwärtigen militärischen Angriff im bis 1990 allgemein geltenden
Verständnis. Eine wiederbelebte Wehrpflicht kann bei einem stärkeren Verwurzeln
der Bundeswehr im Bürgertum helfen. Garantieren kann sie das nicht, insbesondere
nicht als isoliertes und symbolhaftes Projekt.
MfG
Dr. jur. Karl Ulrich Voss
MfG
Dr. jur. Karl Ulrich Voss
P.S.:
Zur Vervollständigung und näheren Begründung meiner Position: Vier meiner Leserbriefe zur Außen- und Sicherheitspolitik und ihrer nach fünfundzwanzig Jahren Praxis noch immer ausstehenden öffentlichen Debatte, wie sie im Habitat deutscher Politiker veröffentlicht wurden – zwei aus der Zeit vor, zwei aus der Zeit nach Aussetzen der Wehrpflicht; mehr bei Bedarf unter http://www.vo2s.de/mi_leser.htm.
Zur Vervollständigung und näheren Begründung meiner Position: Vier meiner Leserbriefe zur Außen- und Sicherheitspolitik und ihrer nach fünfundzwanzig Jahren Praxis noch immer ausstehenden öffentlichen Debatte, wie sie im Habitat deutscher Politiker veröffentlicht wurden – zwei aus der Zeit vor, zwei aus der Zeit nach Aussetzen der Wehrpflicht; mehr bei Bedarf unter http://www.vo2s.de/mi_leser.htm.
(123) 27.3.2015
Süddeutsche Zeitung, abgedruckt 10.4.2015
Bundeswehr-Spezialkräfte; Christoph Hickmann, „Hart an der Grenze“ (Süddeutsche Zeitung v. 24.3.2015, S. 3)
Süddeutsche Zeitung, abgedruckt 10.4.2015
Bundeswehr-Spezialkräfte; Christoph Hickmann, „Hart an der Grenze“ (Süddeutsche Zeitung v. 24.3.2015, S. 3)
Aufständische
Terroristen und Spezialkräfte bilden gemeinsam ein perpetuum mobile der auswärtigen
Gewalt: Wo Kriege nicht mehr erklärt werden, wo Kriegsgründe diffuser und
letztlich eigennütziger werden, wo Einsatzkräfte zunehmend ohne Parlament und
Bürger auskommen, da ist die zivile Geisel oder ist der Anschlag im
öffentlichen Raum das zynische, aber letztlich konsequente Mittel der Wahl.
Remedur ist dann der nicht mehr konventionelle Kampfstil, den Spezialkräfte
nochmals weiter entfernt von der bürgerlichen oder parlamentarischen Kontrolle
gelehrt bekommen und ausüben. Die im Beitrag beschriebene Auswahl und
Ausbildung, das elitenhafte Selbstverständnis und die nach außen abschottende
Kameradschaft – sie unterscheiden sich von Chris Kyles biografischen Eindrücken
(„American Sniper“) nur graduell,
aber nicht grundsätzlich.
In Grunde reden wir
von „German snipers“ und genau von dem, vor dessen Giftwirkung Kant in seiner
Schrift „Zum ewigen Frieden“ mit guten Gründen gewarnt hatte: Vertrauenswidrige
Strategien wie Meucheln und Giftmischen, die dann jedem nachhaltigen Frieden
entgegenstehen. Mindestens ebenso fatal ist die zersetzende Wirkung für den
Rechtsstaat und die repräsentative Demokratie – wenn nämlich fundamentale
Rechte ohne konkrete Eingriffsgrundlage verletzt werden und selbst die
Parlamentskontrolle nicht greift. Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner
2008er Entscheidung zur Beteiligung an der Luftsicherung der Türkei warnend auf
mögliche „Eigengesetzlichkeiten der Bündnissolidarität“ hingewiesen und darauf,
dass die Mitwirkung des Bundestages nicht „im Lichte exekutiver
Gestaltungsfreiräume oder nach der Räson einer Bündnismechanik“ bestimmt werden
dürfe, sondern „im Zweifel parlamentsfreundlich“, auch wegen des immanenten
„politische(n) Eskalations- und Verstrickungspotenzial(s)“. In einer folgenden
Anhörung des Bundestages am 25.9.2008 haben sodann alle beteiligten Experten
die stark beschränkte Information über den Einsatz von Spezialkräften im Wege
des eingefahrenen sogenannten Obleuteverfahrens als nicht rechtmäßig und als
korrekturbedürftig eingeschätzt. Verändert hat sich danach nichts. Beim Drama
am Kundus am 4.9.2009 war die Task Force 47 an der verhängnisvollen
Entscheidung zur Bombardierung der Tanklaster beteiligt.
Wichtig scheint mir:
Fast jeder führt hier geradezu instinktiv Geheimhaltung ins Feld – um die
jeweiligen Operationen und eben auch die Beteiligten selbst zu schützen. Aber
Geheimhaltung isoliert die Menschen in Spezialkräften auch vor genau dem
Schutz, den ihnen das „Parlament des Heeres“ schuldet, und fördert gerade jenen
einigelnden Komment und ein verqueres Verständnis von Professionalität und
Leistungsbeweis. Transparenz wäre jedenfalls in der Rückschau gefahrlos möglich
und ein demokratischer Mehrwert. Um nochmals Kants „Ewigen Frieden“ zu
zitieren: „Alle auf das Recht anderer Menschen bezogene Handlungen, deren
Maxime sich nicht mit der Publicität verträgt, sind unrecht."
Quellen:
Die
Kant-Zitate stammen aus "Zum Ewigen Frieden" (2. Auflage 1796), 6.
Präliminarartikel (Reclam-Ausgabe S. 7f) und Anhang II. (Reclam S. 50), siehe
ansonsten http://philosophiebuch.de/ ewfried.htm
Bundesverfassungsgericht
v. 7.5.2008, Az. 2 BvE 1/03 (Beteiligung an der vorsorglichen Luftüberwachung
der Türkei gegen mögliche Angriffe aus dem Irak): http://www. bundesverfassungsgericht.de/ SharedDocs/Entscheidungen/DE/ 2008/05/es20080507_2bve000103. html
Oben
zitierte Anhörung des Bundestages am 25.9.2008 u.a. zur parlamentarischen
Kontrolle von Spezialkräften:
http://www.vo2s.de/mi_pbg-anh. htm
(Dokumentation incl. Protokoll); http://www.vo2s.de/mi_pbg2008_ drs_16-G-27_voss.pdf
(Gutachten des Verfassers dieses Leserbriefs)
http://www.vo2s.de/mi_pbg-anh.
Das
Obleute-Verfahren findet sich kurz beschrieben in dieser Antwort der Bundesregierung
14.11.2014 auf eine parlamentarische Anfrage (S.54):
http://dip21.bundestag.de/ dip21/btd/18/032/1803215.pdf
http://dip21.bundestag.de/
(91) 24.8.2010
Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgedruckt 4.9.2010
Bundeswehr-Reform u. Aussetzen der Wehrpflicht; Berthold Kohlers Leitglosse "Rückzugsgefechte" (F.A.Z. v. 24.8.2010, S. 1):
Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgedruckt 4.9.2010
Bundeswehr-Reform u. Aussetzen der Wehrpflicht; Berthold Kohlers Leitglosse "Rückzugsgefechte" (F.A.Z. v. 24.8.2010, S. 1):
Hat da jemand die Wehrpflicht verzockt
und nebenbei den Markenkern der Christdemokraten? Ganz neu ist die
Reform-Tendenz ja nicht: Seit 1990 sehen wir die Bundeswehr - und die NATO - in
einer kontinuierlichen Findungsphase, auf den verschiedensten Konfliktfeldern
und mit ständig runderneuerten und teilweise entschlackten Organisationsformen
und Rüstungen. Längst verfügen wir Deutschen wieder über Kriegsschiffe, die
Landziele bekämpfen können, und über durchtrainierte Eingreiftruppen.
'Kanonenboote' und 'Expeditionskorps' sagte man dazu um die vorletzte
Jahrtausendwende herum, etwa beim kolonialen Niederringen des Boxeraufstandes.
Bald lohnt wohl wieder, Kaiser Wilhelms damalige 'Hunnenrede' nachzulesen.
Erfolgsmeldungen der neuen
ambitionierten Außen- und Sicherheitspolitik sind dagegen rar, am ehesten noch
bei der blitzartigen "Operation Libelle". Warum wir uns dann schon
wieder auf neue martialische Herausforderungen einstellen sollen, dabei die
profilgebende und zu den Abgeordneten rückkoppelnde Wehrpflicht über die Planke
jagen müssen und letztlich eine neue Republik einläuten, all das bleibt mir
ehrlich gesagt völlig unklar. "Volenti non fit iniuria!" oder
"Berufssoldaten kann man alles antragen!"? Das sollte es eigentlich
nicht sein. Geht's dann bei der Reform tatsächlich nur um das Geld, das wir
nicht mehr haben, und um die Lebenslüge auswärtiger Potenz, die oft beschworene
neue Normalität?
Quelle:
Zur Hunnenrede von Wilhelm II., gehalten am 27.7.1900 bei Verabschiedung des deutschen Südostasiatischen Expeditionskorps in Bremerhaven: http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede
Zur Hunnenrede von Wilhelm II., gehalten am 27.7.1900 bei Verabschiedung des deutschen Südostasiatischen Expeditionskorps in Bremerhaven: http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede
(79) 16.11.2006
Frankfurter Allgemeine, abgedruckt 22.11.2006
Kontrolle der Bundeswehr; Peter Carstens "Einsatz und Kontrolle" (Frankfurter Allgemeine 13.11.2006, S. 1)
Das
Klandestine ist dem Militär eigen. Natürlich will man dem Feind nicht eröffnen,
wie und wo man zuzuschlagen gedenkt; auch Finten gehören zum Geschäft. Nun wird
der Feind aber auch oft im eigenen Lager vermutet, gerade bei den Zivilisten im
Tross. Wenn’s dann schief gegangen ist, gibt dies Anlass zu Dolchstoßlegenden –
nach dem ersten Weltkrieg ebenso wie nach Vietnam: Auf dem Felde unbesiegt, ist
den Offizieren das vor Angst kopflose Volk in den Rücken gefallen. Selbst
Fremde, wenn denn militärisch qualifiziert und verbündet, sind in den
Korpsgeist noch eher mit einbezogen und werden als ungleich verständnisvoller
und vertrauenswürdiger eingeordnet als die – zumal ungedienten – Zivilisten,
vielleicht gar die Sozialisten, die unwürdig um des Volkes Gunst buhlen. Ist
der Krieg erst einmal vorbei, liegen sich selbst die ehemaligen militärischen
Feinde zu Jahrestagen des Todes achtungsvoll und tief bewegt in den Armen. Am
besten sogar – und das ist der Pawlow’sche Reflex nach Vietnam – man sieht
überhaupt vom wehrpflichtigen Bürger in Uniform ab, schafft auch persönliche
Distanz zum wankelmütigen Volk und eine ungetrübte Atmosphäre des
Militärisch-Professionellen.
Nüchtern
betrachtet: Dieses Denkmuster erleichtert und verlängert Projekte wie
Afghanistan und Irak, macht das nach Bewährung und Ressourcen suchende Militär
auch verfügbarer für partikuläre Interessen. Nun kann man die engste Kopplung
von Einsatz und Kontrolle, die Kant in seiner unsterblichen Schrift „Zum ewigen
Frieden“ erwähnt hatte, unter heutigen Bedingungen kaum realisieren. Dies war
die gute alte Tradition des Kampfes der Häuptlinge, bei der Planung, Ausführung
und Schmerzempfinden in einer Person zusammenfielen. Auch den weiteren Rat
Kants, die Entscheidung über den Krieg den eigentlichen Lastenträgern, also dem
Volk, persönlich zu übertragen, möchte ich als heute eher unrealistisch außer
Acht lassen. Aber wir brauchen tatsächlich mehr Transparenz und Rückkopplung.
Dies mag bei geheimhaltungsbedürftigen operationellen und logistischen Fragen
auch, wie von Peter Carstens vorgeschlagen, einem hoch repräsentativen
parlamentarischen Gremium anvertraut werden. Aber die Grundfragen und die
fundamentalen Abwägungen – zum Schutz welcher Rechtsgüter wollen wir in
existenzielle Grundrechte von Soldaten und von deren Gegnern eingreifen – und
die Evaluation von Missionen nach Ziel und Erfolg, das muss hoch öffentlich
erörtert und entschieden sein. Sonst lernt das Volk aus Kriegen nichts, zumal
nicht aus den Kriegen hinter dem Horizont.
Mit
ihrer breiten medialen und politischen Kompetenz ist die F.A.Z. eine der ersten
Adressen, den Wunsch der Kanzlerin aus dem Vorwort des Bundeswehr-Weißbuchs
2006 aktiv aufzugreifen, nämlich diese für Einsatz und Kontrolle grundlegende
gesellschaftliche Debatte zur Außen- und Sicherheitspolitik beherzt anzustoßen.
(10)
25.08.1993
Rheinischer Merkur; abgedruckt 10.9.1993
Militärpolitik; Ausländerfeindlichkeit
T. Kielinger im Merkur v. 20.08.93, S. 1 ("Wofür noch Verteidigung?")
Rheinischer Merkur; abgedruckt 10.9.1993
Militärpolitik; Ausländerfeindlichkeit
T. Kielinger im Merkur v. 20.08.93, S. 1 ("Wofür noch Verteidigung?")
Es
mindert eigene Betroffenheit und ist daher höchst verführerisch, die
erweiterten Aufgaben der Bundeswehr auf ein Berufsheer zu delegieren. Aber es
ist gefährlich:
Zum
einen verlöre der Staat ein für die angemessene Handhabung seiner militärischen
Werkzeuge wichtiges feedback: der Staat darf letztlich nur anordnen, was er
persönlich - idealiter unter repräsentativem Engagement der Bürger - auch in
die Tat umzusetzen bereit ist. Die unkritische Verfügbarkeit einer légion
étrangere oder eines dirty dozen, die noch dazu an laufenden Beweisen der
eigenen Effizienz interessiert sein müssen, ist eine viel zu geringe Hürde.
Zum
zweiten: Die Gemeinschaft darf nicht den Eindruck erwecken, sie wolle einigen
wenigen Bürgern das Recht auf Leben und physische oder psychische
Unversehrtheit abkaufen. Gerade in Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit und
insbesondere in den neuen Bundesländern würde dies wie eine Verleitung zur
Prostitution besonders schutzwürdiger Rechte wirken. Die sehr attraktiven
Zulagen nach dem neuen Auslandsverwendungsgesetz haben bereits genau diesen
Beigeschmack.
Und
schließlich: Eine Berufsarmee entfernt sich weiter von der Idee einer
Bundeswehr, die möglichst die Einstellungen der Bevölkerung widerspiegelt. Eine
aktuelle Studie des Sozial-wissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr in
München identifiziert schon jetzt eine deutliche Verschiebung des
Bewerberpotentials der Bundeswehr hin zur rechten Seite des politischen
Spektrums und warnt vor der Gefahr zunehmender Attraktivität der Bundeswehr für
junge Männer, die den demokratischen Zielen und Werten kaum oder gar nicht
verbunden sind (SOWI-Arbeitspapier Nr. 77, März 1993). Diese Tendenz wird durch
Schaffung einer Berufsarmee, die auch Aufgaben einer Fremdenlegion erfüllen
soll, gewaltig angefacht. Die Vorstellung, von Rechtsradikalen bei einem
Auslandseinsatz vertreten zu werden, ruft bei mir erhebliche Beklemmungen
hervor.
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