Sonntag, 15. September 2013

Kanzlerschaft in greifbarer Nähe

Ist eine uralte Prophezeiung: Irgendjemand von denen, die 1970 am Carl-Duisberg in Leverkusen ihr Abitur gebaut haben, muss Kanzler werden. War jedenfalls der Berufswunsch eines der progressivsten Mitschüler; der hat sich leider seit einiger Zeit auf Klassentreffen rar gemacht - ohne dass er allerdings Berliner "Papi" geworden wäre, unser Hans Paul. Soweit ich weiß. Die Sache ist also noch offen.

Und so schlecht gestaltet sich meine Kandidatur gerade nicht - auch wenn ich Schülerinnen und Schüler jetzt wohl besser aus meinem Beuteschema streiche: Als Einzelbewerber habe ich ja Schulverbot (siehe vorangegangenen Post) = darf nicht bei den gerade laufenden schulischen Podiumsdiskussionen antreten. Nicht, weil ich in der Schule zu schlecht gewesen wäre: etwa mein großes Latinum hätte ich nicht wirklich noch besser machen können. Oder weil ich keine ausreichende Liebe zum Grundgesetz garantieren würde: bin länger als dreißig Jahre im Staatsdienst und mehrfach bis "NATO TOP SECRET" sicherheitsüberprüft. Nein: weil ich trotz meiner Wahl-Einzelkämpfer-Ausbildung keine ausreichende Bedeutung habe. Werde das gerne am Wahltag und auch durch Rechtsmittel überprüfen lassen. Denn ich halte den generellen Ausschluss einer ganzen Kandidaten-Kategorie für demokratisch unterirdisch - aber Rechtsmittel laufen natürlich vor dem 22. September nicht mehr mit Erfolg, die Zeit ist zu kurz. Also zunächst mal, wie auch Alice neulich anmerkte: Scool's out for summer.

Woher kommt dann das viele Licht? Tja, ein wesentlicher Auslöser war wohl ein Kandidaten-Portrait in der Berliner Tageszeitung / taz: Der Redakteur hatte mich und meine Frau an zwei Tagen begleitet, zu einem Stammtisch der Kreispiraten und zu einer Podiumsdiskussion im Burscheider Jugendzentrum (Anm.: das ist halt keine Schule, das erklärt möglicherweise die große Ausnahme, oder es hat eine Rolle gespielt, dass ich der erste freie Kandidat seit der letzten Eiszeit bin) und sehr positiv über meine Initiative geschrieben. Das wiederum hat den WDR neugierig gemacht und der WDR schlug eine Reportage vor - sie wurde gestern in der Bergisch-Gladbacher Fußgängerzone eingefangen; ist für eine Woche über die WDR-Videothek zu greifen. Zusätzlich hat der WDR die ganzen fünf (in Zahlen: 5) Kandidaten aus NRW, die ganz ohne Partei oder eine unterstützende Plattform in die Schlacht gezogen sind, in seinem Internet-Angebot hervorgehoben, darunter eben auch mich. Auch der Kölner Stadt-Anzeiger hat gerade sehr lobende Worte zu Papier und ins Netz gebracht und unabhängig davon bietet RadioBerg ein Radio-Interview an und die Wochenpost ein Video-Interview auf Youtube. Anm.: Letzteres  zeigt insbesondere im Abspann ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber allen anderen deutschen Kandidaten der Neuzeit. Anm. 2: Schon dieser Leserbrief hatte die Vorteile dieser allseits zur Nachahmung empfohlenen Technik beschrieben.

Nun muss ich einräumen, dass auch meine sonstigen Strategien auch in Vielem der Konkurrenz um Lichtjahre voraus sind. So habe ich etwa gestern in Gladbach rücksichtslos

ein völlig innovatives = interaktives Wahlplakat eingesetzt, zum handhaften Angrabbeln durch die Wählerinnen und Wähler, sozusagen ein reales (und darum eigentlich schon wieder virtuelles) Abbild meines Blogs ;-) Hier ein paar technische Details dieses Wahlwunderwerks

- wobei mich das wetterfeste beidseitige Versiegeln mit der tückischen transparenten Buch-Einbindefolie fast den bescheidenen Rest meines Verstandes gekostet hätte:

Hier auch nochmal zentrale Botschaften meines Plakats - gleichzeitig meiner Initiative:
  1. Ich koste Sie nichts,
  2. mit mir können Sie sich freiwählen und
  3. schicksalhafte Themen wie die Bundeswehr und ISAF mal eben par ordre du Mufti aus dem Wahlkampf auszublenden, so wie es - weit vor unserem heutigen Verteidigungsminister de Maiziére - auch bereits ein Außenminister Kinkel weiland im Jahre 1993 gehalten hatte:
    Das geht gar nicht!


Also: Jetzt läuft's ganz gut. Und in meinem Schattenkabinett sind noch ein paar Plätze frei.

Zum Beispiel kann ich das Verteidigungsministerium / BMVg anbieten. Denn so würde ich es nach der Wahl gerne wieder nennen können, nicht mehr Krisenreaktionsministerium / BMKr. Und die Bundeswehr soll auch wieder ohne Etikettenschwindel Bundeswehr heißen, nicht mehr ad-hoc-Bundesinterventionsarmee.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen