Schreck in der Abendstunde: Ein freundlicher, aber sehr erregter Bürger ruft mich am Mittwochabend (12.8.2009) an: Ob ich wüsste, was gerade auf WDR-Lokalzeit gelaufen wäre? Nein, wusste ich nicht, aber ich war gleich genauso aufgeregt. Sie können es gerne per Internet-Stream genießen, der WDR dokumentiert alles sehr professionell und man kann es noch eine Zeit lang abrufen.
Zunächst kam eine kurze Nachricht über das Problem mit den Burscheider Wahlzetteln: Die Angabe von Listenmitgliedern einer Partei war falsch, die Wahlzettel werden neu gedruckt und etwaige Briefwähler müssen neue Wahlunerlagen beantragen. Anm.: Wenn Sie dazu gehören, sollten Sie schnell selbst initiativ werden; vermutlich kann die Stadt die bereits eingesammelten Wahlzettel nicht mehr ohne weiteres den Wählern zuordnen.
Dann aber der WDR-Hammer: Eine Reportage über die Burscheider Bürgermeister-Kandidaten mit kurzer Vorstellung und Gelegenheit zu Statements, alles live und in Farbe. Der Schönheitsfehler: Es waren nur die Partei-Kandidaten, die da in der ersten Reihe saßen. Von dem einzigen unabhängigen Bewerber, also von mir, wurde sozusagen aus dem Off kurz ein Stand-Bild hineingewedelt. Mit dem Hinweis, dieser Bewerber wolle sich mehr um den Kontakt zu den Bürgern bemühen. Und schon wanderte ich wieder ins Off.
Probleme hat Burscheid in der hübschen Welt des WDR so gut wie keine, Debatte gibt's auch nicht: Alle sind für den Alleenradweg (der in der eingeblendeten Karte noch bis Lennep ging). Die Autobahnrastanlagen sind natürlich des Teufels, von vorne bis hinten: Kein müdes Wort über etwaige Chancen wie den besseren Schutz derBürger gegen Autobahnlärm, über Potenziale für Steuern, Arbeitsplätze, Standortwerbung und die Beteiligung unserer lokalen Wirtschaft bei den Ausschreibungen; kein Wort auch über den unnötig vom Zaum gebrochenen Konflikt mit Leverkusen. Alles Friede, Freude, Eierkuchen und auch der fortschreitende Verfall der unteren Stadtmitte kam nicht ins Bild. In einem Nebensatz wurde mal eine etwas angespannte Mittelsituation fahrig gestreift. Kein Wort darüber, dass das kommunale Vermögen - im Haushaltssicherungskonzept nachlesbar - in drei Jahren aufgebraucht sein wird. Alles gepflegt, fröhlich und beschwingt wie die Tänzer auf der Titanic, von kleinen neckischen Ellenbogenstößen unter Vertrauten mal abgesehen.
Man weiß nur, was man sieht. Sagt der Kameramann gerne.
Ich habe beim WDR nachgefragt, was denn da passiert ist. Bisher keine Reaktion. Ich werde es hier ergänzen, wenn ich Genaueres weiß. Als überzeugter Demokrat kann ich derzeit nur schäumen.
Nachtrag siehe Post vom Abend!!!
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